“Jeder kann eine Website entwickeln”
Theoretisch kann man diese Aussage so stehen lassen, allerdings gäbe es uns und viele andere nicht, wenn wir es nicht besser wüssten. Du und wir kennen sie alle: Werbeaussagen wie “Erstelle in wenigen Minuten eine Website”, “In drei Schritten zur eigenen Website”, “Ohne Programmierer spielend einfach deine eigene Website erstellen” und so weiter. Faktisch steckt hinter diesen Werbeaussagen mittlerweile viel Wahrheit, aber auch gleichermaßen viel Bullsh*t. Die tatsächliche Wahrheit ist – wie so oft – etwas komplizierter als es dir einige Unternehmen mit solchen Marketingkampagnen suggerieren wollen.
Berufe und Disziplinen rund um die Entwicklung von Websites
Je nachdem wen man fragt, scheint der Webdesigner / die Webdesignerin heutzutage alles zu sein, was es benötigt, um eine erfolgreiche Website zu entwickeln. Der Begriff “Webdesigner:in” wird oft als allumfassende Bezeichnung für alle verwendet, die Websites kreieren. Wenn man sich die Kerndisziplin anschaut, die ein/e Webdesigner/in vollführt, sieht man, dass doch weitaus mehr dazu gehört. Werfen wir daher einen Blick auf die unterschiedlichen Berufe und Disziplinen, die es häufig braucht, um erfolgreiche Websites zu entwickeln und lass uns schauen, wo ein:e Webdesigner:in in diesem Prozess Platz findet.
1. Web-Stratege:in / Projektleiter:in
Ein Webstratege bzw. eine Webstrategin ist die Person – die du wahrscheinlich unter den Titel “Projektleiter:in” packen würdest – die maßgeblich dafür verantwortlich ist, die Geschäftsziele der gesamten Website und einzelnen Seiten der Website zu definieren und fortwährend zu kontrollieren. Zu dieser Aufgabe gehört ebenso die Durchführung von Marktrecherchen, Marktforschungen und Mitbewerberanalysen.
2. Online Marketer
Ein Online Marketer arbeitet häufig im engen Austausch mit den Projektleiter:innen um sicherzustellen, dass man für das, was man als Unternehmen mit seiner Website anbieten, verkaufen oder bewerben möchte, auch gefunden werden kann. Häufig ist es die Person, die allgemein auch als Spezialist:in für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) verantwortlich ist und / oder die Marketingmaßnahmen des Unternehmens mitverantwortet. Sie gibt vor, welche Themen und wie intensiv diese auf der Website kommuniziert werden sollen.
3. Werbetexter:in
Werbetexter:innen arbeiten mit den Vorgaben der Online Marketer, um darauf basierend werbewirksame Texte zu entwickeln, die die Nutzer der Website überzeugen sollen, ein Kunde des Unternehmens zu werden. Ein:e Werbetexter:in für die Entwicklung der Texte einzusetzen wird meist den entscheidenden Unterschied machen, unabhängig davon wie gut die Website gestaltet ist oder wie technisch einwandfrei sie gebaut ist, ob sie Nutzer zu Kunden konvertiert oder nicht.
4. Grafikdesigner:in
Grafikdesigner:innen entwerfen die visuellen Markenelemente, mit denen sich das Unternehmen offline und online visuell präsentiert. Dazu zählen sowohl Logos, Farbschemata, Typografie, grafische Elemente wie Illustrationen und Symbole, als auch Visitenkarten, Broschüren etc.
Diese Personen entwickeln somit die visuelle Identität eines Unternehmens und bestimmen damit, welche Emotionen zu dem jeweiligen Unternehmen beim Betrachter vermittelt werden sollen.
5. UX Designer:in
UX (User Experience → zu dt: Nutzererfahrung) Designer:innen kümmern sich für gewöhnlich darum, dass die Website auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzer optimiert ist und gibt vor, wann der Nutzer wohin geführt werden soll. Dabei entwickelt diese Person “skelettartige” Website Layouts (sogenannte Wireframes) um den Weg, den ein Nutzer gehen könnte, widerzuspiegeln. Die Grundlage für die Entscheidungen, die ein:e UX Designer:in trifft, basiert dabei zum Großteil auf psychologische Aspekte und über Jahrzehnte erprobte gängigen Methoden.
6. UI Designer:in / Webdesigner:in
An dieser Stelle kommt nun ein:e UI (User Interface → zu dt: Benutzeroberfläche) Designer:in in den Prozess – diese Person ist das, was bei der Entwicklung von Websites allgemein als Webdesigner:in betitelt wird. Ein:e UI Designer:in bzw. Webdesigner:in entwickelt unter Einbeziehung aller erstellten Texte, Bilder, Grafiken, Logos und Wireframes visuell vollständige Website Layouts & Designs. Per Berufsbild eigentlich nicht mehr oder weniger.
7. Frontend Entwickler:in
Ein:e Frontend Entwickler:in nimmt sich die durch den/die Webdesigner:in erstellten fertigen Website Designs und entwickelt mit Hilfe von Formatierungssprachen und Code (für gewöhnlich HTML, CSS & JavaScript) die funktionsfähige Website für Browser, mit der die Nutzer:innen letztendlich interagieren.
8. Backend Entwickler:in
Hinter den Kulissen einer Website agiert ein:e Backend Entwickler:in, die mit Code auf Serverebene Funktionen, Protokolle und Datenbanken für die Verwaltung von Websiteinhalten implementiert oder entwickelt, wartet und pflegt – stark vereinfacht gesagt.
Hybride / Multidisziplinäre Personen & Teams
Als Hybride / Multidisziplinäre Personen versteht man jene, die fähig sind, die Tätigkeiten und Aufgaben mehrerer der eben genannten Disziplinen ausführen können. Sogesehen ist solch eine Person zum Beispiel das, was die Allgemeinheit unter einem Webdesigner bzw. einer Webdesignerin denkt zu verstehen – eine Person, die alle oder zumindest sämtliche für die Entwicklung einer Website benötigten Disziplinen beherrscht. Fun-Fact: Eine Person die alle Disziplinen beherrscht, wird in Tech-Kreisen als “Unicorn” bezeichnet.
Weitere Hybride / Multidisziplinäre Personen wären zum Beispiel Frontend Entwickler:innen, die neben ihrer eigentlichen Tätigkeiten auch dazu fähig sind, Ergebnisse aus der Messung der Website Performance zu analysieren und daraus Maßnahmen zu erarbeiten – also das, was für gewöhnlich das Aufgabenfeld eines Online Marketers bzw. ein:e SEO-Spezialist:in ist.
Berufsbilder verschmelzen & spalten sich ständig
Unsere Liste an Berufsbildern sehen wir und wahrscheinlich einige andere ebenso nicht als vollständig an, allein schon aus dem Grund, weil die Definition der einzelnen Aufgabenbereiche der eben genannten Disziplinen nicht allgemeingültig ist, sich ständig verändert und im Laufe der Zeit in weitere Berufe spaltet. Zum Beispiel ist die Berufsbezeichnung “Frontend Entwickler:in” mittlerweile lediglich die oberste Bezeichnung für alle, die interaktive Erlebnisse mit Hilfe von Code entwickeln. Ein:e “React Entwickler:in” ist zum Beispiel ebenso eine Person, die man unter der Kategorie “Frontend Entwickler:in” sehen kann, allerdings ist sie auf die Entwicklung von Websites und Apps mit der JavaScript Bibliothek React spezialisiert.
Wen und was du für die Entwicklung deiner Website benötigst
Wen und was du für die Entwicklung deiner Website, App, Plattform oder deines Online Shops benötigst hängt immer davon ab, welche Möglichkeiten du haben willst, welche Ziele du erreichen möchtest und – wie könnte es auch anders sein – welches Budget du bereit bist zu investieren.
Die empfohlenen und zwingend notwendigen Disziplinen ergeben sich damit bereits per Projektbeschreibung und dessen Größe.
Wie du siehst. ist der / die “klassische” Webdesigner:in wahrscheinlich doch nicht nur das, was du für eine erfolgreiche Website benötigst.
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Beitrag verständlich ein detaillierteres Bild der Realität rund um die Entwicklung einer Website näher gebracht zu haben. Lass es mich gerne in Kommentaren wissen, wenn ich dir damit weiterhelfen konnte oder du Fragen dazu hast.